Fische und Vorsätze

Ich lese keine Horoskope (eigentlich), schon von Berufs wegen nicht. Alles, was nicht hinlänglich untersucht ist, in der Regel der Normalverteilung folgt und, neben der natürlich wichtigen praktischen Signifikanz, auch eine gewisse statistische Bedeutsamkeit hat,  ruft bei mir Skepsis auf den Plan. OK, leicht übertrieben, aber ich lass mir nicht so schnell was küchenpsychologisches Andrehen.

So, nun habe ich mich dabei erwischt, es doch zu tun- heimlich, im Wartezimmer beim Doktor, in einer bunten Zeitung. Das Jahr fängt ja gut an!

Zum Zeitvertreib und um die Aufregung etwas in den Griff zu bekommen (ich habe halbjährige Doktor-Dates, die sehr wichtig sind, you know), blätterte ich durch die, schon ein bisschen welligen, Schmuddelblätter. Und ich hätte nicht von mir gedacht, dass ich auf der A4 – Seite bei meinem Sternzeichen länger verweile als nur zum Finger anlecken und Weiterblättern (ich hab dann sogar ein Bild davon gemacht…)

Ich halte nichts von Prognosen, die für Abertausende gelten sollen. Das Schicksal, der liebe Gott, nicht zuletzt ich selbst, stelle mir schon was Individuelles vor – der Mensch strebt nach Distinktheit.

Für mich ist die Zeit zwischen den Jahren und im Januar die Zeit, in der ich intensiv über das Kommende nachdenke. Ob nun mit oder ohne Horoskop frage ich mich, was kann ich loslassen, weglassen, wovon trenne ich mich? Was war mir wichtig im vergangenen Jahr und was möchte ich davon mitnehmen? Wohin soll die Reise im nächsten Jahr gehen (also nicht nur, wo verbringe ich meinen Urlaub), sondern, was treibt mich um und an? Nichts ist für mich schlimmer als der Stillstand – und da haben wir’s schon, hat nämlich auch das Horoskop gesagt – Umwege sind nicht meins, mit dem Kopf durch die Wand trifft es eher, erst recht, wenn alles aussichtslos scheint, dann fahre ich zur Höchstleistung auf.

 

Ja, und die Zeit des Nachdenkens ist auch nicht immer so: “Wow, dieses Jahr wird so toll und alles ganz anders”. Gedanken der Unsicherheit, der Ungewissheit gesellen sich zum Wunsch, das ein oder andere doch gern schon im Vorfeld wissen zu wollen, eine gewisse Beständigkeit zu haben. Mein Tagesjob ist geprägt von Unbeständigkeit und wenig Verlässlichkeit. Andererseits wäre mir das Gegenteil auch pottenlangweilig – geradezu ätzend und fantasietötend.

 

Nur gut, dass ich da meine Küche, meine Rezepte, mein Confiture de Vivre habe – meine Beständigkeit, meine Sicherheit und meine unerschöpfliche Inspiration – nicht zuletzt für den Job. Ich mag es, mir was Vorzunehmen für ein Jahr, ohne dass ich mich am Jahresende kasteie und der Selbstzerfleischung hingebe nur weil etwas nicht erreicht wurde, aber ja, ich bin ehrgeizig – im allerpositivsten Sinne.

Auch ich habe mir für das kommende Jahr ein wenig mehr Sportlichkeit und Bewegung verordnet. Ich weiß, liebe Skeptiker, das machen so viele und dann bleibt’s beim Vorsatz. Ich kenne das Rezept für langfristigen Erfolg (kommt aus der Psychologie, logo, und funktioniert). Hier der Lehrsatz zum Verinnerlichen: das neue, gewünschte Verhalten muss regelmäßig, mindestens über den Zeitraum von 3 Wochen, routineartig durchgehalten werden – dann hat unser Gehirn die Möglichkeit, neue Verschaltungen entstehen zu lassen.

Der Jahresbeginn eignet sich ebenfalls dazu, sich von tatsächlich irdischem Ballast, sprich, in Hohegenuss antrainiertem und nicht zu bedauerndem Weihnachtsspeck, zu befreien. Mein Liebster und ich hatten die Möglichkeit, das ohne kulinarische Einbuße zu tun. Dank der Fischkaten Ahrenshoop, wo wir unseren täglichen Fisch geholt haben, hat es uns an nichts gefehlt.

Neben ausgedehnten Spaziergängen gab es also Fisch satt, in immer wieder neuen Variationen.

In der aktuellen Essen&Trinken habe ich ein tolles Rezept für Frikadellen oder Buletten oder Klopse, jedenfalls tollen Fisch, gefunden und adaptiert. Dazu habe ich eine simple Gemüse-Verrine gemacht, mit Rettich und Gurke, etwas frischer Minze, Salz, Pfeffer, Olivenöl und Limettensaft.

Lachsfrikadellen “say hello to the new year”

für 4 Personen:

600 g frischer Lachs, klein gehackt

1 Schalotte, in kleine Würfel geschnitten und in Butter angeschitzt

10 schwarze Oliven, klein gehackt

1 Eigelb

½ altbackenes Brötchen, in lauwarmem Wasser eingeweicht

Salz und Pfeffer nach Geschmack

1 Bund Schnittlauch, fein gehackt

Olivenöl, davon 1 EL für die Frikadellenmasse, ich empfehle dieses von O&Co., das eignet sich zum Erhitzen

In einer Schüssel zum kleingehackten Lachs die angeschwitzten Schalotten, die Oliven und das Eigelb geben. Zunächst alles gut vermengen. Das Brötchen aus dem Wasser nehmen und gut ausdrücken. Zur Masse geben. Salzen und Pfeffern, die Hälfte des Schnittlauchs und einen Esslöffel Olivenöl dazu geben. Nochmals alles gut vermengen.

In einer Pfanne Olivenöl erhitzen. Aus der Masse kleine Frikadellen formen und diese 2-3 Minuten von jeder Seite anbraten. Aus der Pfanne nehmen und auf ein Küchentuch legen.

dazu passt ein Joghurt-Dip:

100 g Naturjoghurt

Abrieb von einer Bio-Limette, plus der Saft

Salz, Pfeffer nach Geschmack

einige Stengel Dill, klein gehackt und zum Garnieren

In einer kleinen Schüssel den Abrieb der Limetten-Schale, den Saft und den Dill zum Joghurt geben, alles verrühren, mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Die Frikadellen auf einem Teller anrichten. Etwas vom Dip über die Frikadellen geben, den Rest in einem kleinen Schälchen reichen. Mit dem übrigen Schnittlauch und Dill bestreuen und genießen.

Und zum Schluss: I DREAM BIG, deshalb will ich mich in Gelassenheit und Geduld üben (wirkliche Herausforderungen für mich) und mich meinem Jahresprojekt widmen. Confiture de Vivre soll ein digitales Journal bekommen, ähnlich einer Zeitung, mit Rezepten und Bildern und den schönsten Eindrücken des Jahres.

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