“Le Quignon” – Kolumne: eine Einladung zum Aperitif – überstehen, ohne Schaden zu nehmen und zu verursachen

Alsbald geht die Reisezeit los und der ein oder andere wird in den Süden starten – vielleicht auch nach Frankreich? Hat man Interesse, am Urlaubsort Kontakt zu den Einheimischen zu pflegen und sollte es dazu kommen, dass man eine Einladung für un apéritif (einen Aperitif) bekommt, rate ich dringend zum Weiterlesen! Meine Erfahrungen auf diesem Gebiet durften sich in den letzten Jahren mehren und in der Tat, es gibt ein paar Spielregeln, die zu beachten, nicht nur das Wohlwollen der Franzosen hervorruft, sondern auch dauerhafte Bekanntschaften ermöglicht 😉

Eine Einladung zum Aperitif, womöglich zu Hause bei den Gastgebern (auch lose Verabredungen in einer kleinen Kneipe sind möglich, mehr dazu demnächst), ist eine tolle Sache und man darf sich geehrt fühlen!

Was nun? Diese Art sozialer Interaktion ist uns Deutschen ja weitgehend unbekannt. Um unbeschadet oder besser gesagt, mit Freuden den weiteren Abend genießen zu können und vielleicht auch mal wieder eingeladen zu werden, lohnt sich ein wenig Nachdenken.

Der Aperitif selbst ist ein Vorabendzeremoniell zu dem, in der Regel (ich habe es bisher nie anders erlebt), alkoholische Getränke gereicht werden. Sie dienen der Einstimmung auf das Dîner. In Frankreich trinkt man gern einen Pastis (kommt aus dem Provenzalischen und heißt so viel wie Mischung), im Süden bevorzugt den Pastis 51. Auf Eis wird er mit Wasser aufgegossen und bekommt eine milchige Färbung. Mit Anis und Süßholzwurzel ist er nicht Jedermann’s Sache.

Ich bevorzuge einen Muscat de Rivesaltes, einen vin doux naturel (einen natursüßen Likörwein), gern von einer unserer Lieblings-Domaine. Ein Besuch dort lohnt sich. Man bedenke dabei, es wird davon ausgegangen, dass man die Erzeugnisse probiert – mit leerem Magen sehr gefährlich 😉

Zur Aperitif-Einladung bringt man etwas mit. Etwas Knabbergebäck, eine Tüte Pistazien oder ein paar Oliven sind angemessen und gern gesehen. Auch eine Flasche guten Pastis darf man gern dabei haben.

Wir lernten so die köstlichen Crevette gris (Mini-Garnelen, bei denen nur der Kopf entfernt wird) kennen, die eine Bereicherung für den Aperitif-Tisch sind. Für uns im Sommer nicht mehr wegzudenken!

Die Gespräche sind eher auf Small-Talk-Niveau, man wälzt keine schwerwiegenden Diskussionen – man möchte sich ja noch auf das Abendessen freuen.

Uns unterlief vor Jahren mal ein kapitaler Fehler mit Kollateral -“Schäden”. Wir sprachen lieben französischen Nachbarn eine Einladung aus und verabredeten uns für 18 Uhr. Die Gäste kamen und es wurden fleißig diverse Getränke bevorzugter Weinbauern genommen. Keine Ahnung, wann der “point of no return” gekommen war. Jedenfalls fanden wir uns alle am nächsten Tag mit gehörigem Kopfdrücken und Durst wie Bergziegen ausschließlich im Schatten wieder.

Ein positives Nebenprodukt – selten haben wir ein so gelungenes Lehrstück deutsch-französischer Völkerverständigung miterlebt.

Die Lehre daraus: Ein Aperitif dient dem Kennenlernen – aber: er dauert deshalb im Regelfall nur 1-2 Stunden, da im Anschluss das Abendessen eingenommen wird. Also ist es angeraten, sich nach ebendieser Zeit zu empfehlen, den Gastgebern zu danken und in nicht allzu ferner Zeit eine Gegeneinladung auszusprechen. Vielleicht dann zu einem gemeinsamen Abendessen, welches mit Aperitif beginnt und dann gern einige Stunden dauern darf.

Na, welche Erfahrungen habt ihr schon gemacht? Oder gibt es weitere Fragen? Ich freue mich, von euch zu hören!

Comment (1)

  1. […] zurück zur schönen Kultur des Apéritifs. Ich hatte bereits in der Kolumne “Le Quignon” über meine Ersterfahrungen vor einigen Jahren berichtet. Für mich ist “das Getränk vor dem Essen” mittlerweile […]

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